„AFRIKA“ - hautnah - Bericht 2


         
Angekommen in Afrika
         

Route: Emirates – Oman – Emirates – Saudi-Arabien – Sudan - vom 3.11.2010 bis 24.1.2011

         
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Emirates – Gigantismus im Wüstensand

             

Noch sind wir im Iran in Bandar Abbas und müssen uns um die Verschiffung in die Emirates kümmern. Bei der Buchung der Passage wird uns selbstverständlich Hilfe für die Hafenformalitäten zugesagt. Heiß, groß und unüberschaubar ist der Hafen von Bandar Abbas, da ist Hilfe dringend notwendig. Doch der Agent vor Ort will davon nichts wissen und verlangt für seine Unterstützung „nur“ 150 Dollar. Das geht gegen unser Prinzip! Da wir für die großen Distanzen im Hafen sowieso ein Taxi brauchen, nehmen wir einen Taxifahrer beim Wort, dass er uns für 30 Dollar fährt und hilft. Und er muss sich sein Geld hart verdienen. Unzählige Papiere, Kopien und Stempel sind notwendig und jedes mal muss ich löhnen. Abends sind wir zusätzliche 100 Dollar los, aber endlich auf dem Schiff. Eigentlich ist es ein Seelenverkäufer, 1954 in China gebaut.

 

Ankunft in den Emirates

 

Um 22 Uhr legt das Schiff ab. Bei ruhiger See kommen wir am nächsten Morgen kurz vor 10 Uhr im Hafen von Sharjah in den Emirates an. Hier geht die Abzocke gleich weiter. Entgegen aller Absprachen sind wir am Ende um weitere 150 Dollar ärmer.

 
 

Aber dafür betreten wir mit dem Verlassen des Hafengeländes eine andere Welt. Funkelnde Hochhäuser mit zehn Meter hohen Palmen auf dem Balkon fesseln unseren Blick.

 

6-spurige Highways führen durch die Stadt, auf denen sich ausschließlich Upperclass Toyotas drängen – nein, keine teuren Daimler. In exklusiven Malls wird nur das Beste und Teuerste angeboten.

 

Palme mit bester Aussicht

 

Shoppen wie in Tausend und einer Nacht

 
 

Ein unvorstellbarer Überfluss, der im höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa mit 828 m gipfelt. In nur einer Minute schießt uns der Aufzug auf 450 Meter zur Aussichtsplattform.

 

Das höchste Gebäude der Welt mit 828 m

 

Bilder vom höchsten Gebäude der Erde

 

Von dort aus erspähen wir die Insel „Palm Jumeirah“, eine 11-km-lange, aufgeschüttete Insel. Sie ist so phantastisch, dass uns die Worte fehlen. Aber von hier oben sehen wir auch die geplatzten Ölscheichträume: aufgeschüttete Sandinseln vor der Küste, zwei weitere, noch größere künstliche Palmeninseln sowie „The World“. 300 künstliche Inseln sollten sich zu einer Weltkarte formen. Doch im Land der Superlative herrscht akuter Geldmangel und die Baukräne stehen still.

 

Andere Länder, andere Sitten: Hier kauft der arabische Mann im Supermarkt für den Haushalt ein. Billige Expatriates (ausländische Arbeitskräfte) kochen, putzen, waschen und betreuen Kinder. Somit hat die arabische Frau viel Zeit für Schönheitspflege, Besuche und Shopping.

 

Müll wird generell auf die Straße geworfen und wartet auf den Inder, der garantiert kommt und alles wieder einsammelt.

Für unseren Geschmack behandeln die Einheimischen ihre Arbeitsameisen sehr hochnäsig, zudem bezahlen sie ihnen monatlich nur 100 bis 120 Dollar. Man bedenke, dass die Lebenshaltungskosten so hoch wie bei uns sind.

Hier gibt es viel Licht, aber auch viel Schatten.

 

Wir bereisen noch die Scheichtümer Ajman, Umm al Quwain, Ras al-Khaimah, die omanische Enklave Musandam, Fujairah und kommen über den Grenzübergang bei Sur al Arbri im Norden Omans an.

 
Kurzinfo Emirates, Stand November 2010:    
1 Euro =  5,19 Dirham    
1 Liter Diesel =  2,60 Dirham    
1 Weißbrot =  2,95 Dirham    
1 kg Kartoffeln =  3,50 Dirham    
1 kg Bananen =  4,75 Dirham    
 

Ein- und Ausreise: Visum wird kostenlos an der Grenze in den Pass gestempelt. Bei der Ausreise sind pro Person 35 Dirham fällig. Carnet wird abgestempelt, auch wenn die Zöllner nicht wissen, was es ist.

 


 

Oman – Schlaraffenland ohne Steuern

 
Noch keine 2 Stunden im Oman und schon sind wir zum Essen eingeladen. Und das kam so:
 
Zubereitung des omanischen Nationalgerichts
 

Während ich fotografiere, winkt mich ein alter Mann zu seinem Auto. Dabei führt er die Hand immer wieder zum Mund. Ich soll mitkommen. Auf einer holprigen Piste folgen wir ihm bis zu einem freien Sandplatz, wo es vor Autos und Menschen nur so wimmelt.

 

Sie ziehen gerade heiße Blechtafeln von einem Erdloch. Darin liegen große, aus Palmenblättern geflochtene, dampfende Pakete.

 

Ein Mann erklärt uns:

In das etwa 2-m-tiefe Loch wird ein großes Feuer gemacht. Danach bringt jede Familie ein Paket mit Ziegen-, Schaf- oder Rindfleisch. Die Palmwedelpakete werden ins Erdloch geschichtet, das mit Blech abgedeckt und mit Sand gut verschlossen wird. 8 Stunden garen die Fleischpakete im eigenen Saft. Anschließend treffen sich Freunde und Nachbarn daheim zum gemeinsam Essen.

Dieses traditionelle Essen heißt „Mishue“ und wird nur am Id-Day – einem hohen Nationalfeiertag – zubereitet.

 

Wir sind zum Mishue-Essen herzlich eingeladen. Neben Datteln, Tee, Reis sowie frischen Kräutern samt Stängeln überrascht uns das zarte und pikante Fleisch.

 
Beim Mishue, Heti ist in der Männerwelt etwas verloren
 
Ich stelle fest, dass gemeinsames Essen mit Händen aus einem Teller ein großes Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugt. Vor allem, wenn der Gastgeber das zarteste und beste Fleisch auswählt, es in Kräuter wickelt und uns reicht.
 

Eine nachhaltige Erfahrung, auf die wir nicht verzichten möchten.

 

Erst der Magenschmaus, dann der Augenschmaus, die Überraschung geht weiter. Englischer Rasen und Springbrunnen schmücken die Mittelstreifen der breiten gepflegten Highways. Links und rechts der Fahrbahnen sind Blumenfelder, die in Bougainville-Büsche übergehen und von Palmen begrenzt werden. So geht es kilometerlang. Wir passieren riesige Kreisverkehre, auf denen ganze Landschaften angelegt sind. Sie wären auf jeder „Bundesgartenschau“ das Highlight.

 
Gefährliche Rieseninsekten warten hier auf uns
 

Bei einer Rast am White Sand Beach zwischen Muskat und Sur schreit Heti plötzlich auf. Eine etwa 3-cm-große Bienenart hat zu gestochen. Jetzt sticht auch mich so ein Brummer in den Oberarm. Meine Handflächen und Fußsohlen beginnen zu jucken. Das Gesicht, vor allem der Mund wird pelzig und schwillt an. Zudem breiten sich über den ganzen Körper eklige rote Flecken aus.

 
Der Juckreiz macht mich fast verrückt
 

Bei Heti zeigen sich zum Glück, außer dem Stichschmerz keine Reaktionen. Bei mir wird das Jucken immer schlimmer, es ist kaum auszuhalten. Was tun? Wer weiß, wie die Reaktion endet? Ich muss sofort zum Arzt! Aber wo?

 

Der nächste Ort heißt Sur und ist etwa 100 km entfernt. Sofort machen wir uns auf den Weg. Als wir endlich ankommen, ist mein Gesicht durch Schwellungen entstellt, dass ich in der Geisterbahn anheuern könnte. Das Jucken treibt mich fast in den Wahnsinn. Nach mehrmaligem Nachfragen finden wir eine Klinik. Ich bekomme 2 Spritzen für 12 Euro. Bereits nach 10 Minuten geht es mir besser und mein Gesicht nimmt wieder normale Formen an. Der Arzt erklärt, dass Gift dieser Rieseninsekten sehr gefährlich werden kann, je nach Reaktion.

 

In Sur gibt es einen sehr breiten Sandstrand. Etwa 50 m vom Wasser entfernt lassen wir uns nieder. Hier wollen wir uns eine Weile erholen. Nachts weckt mich Heti: „Steh auf, wir stehen im Wasser!“

Schlaftrunken stolpere ich aus der Tür und stehe knöcheltief im Wasser. Träume ich? Nein, unter meinen Füßen blubbert Wasser aus dem Sand. Nichts wie weg, wenn es nicht bereits zu spät ist. Blitzschnell sitz ich hinter dem Lenkrad, Allrad rein, Sperren rein und starten. Werde ich noch raus kommen?

 
Der Strand von Sur wäre beinahe unser Verhängnis geworden
 

Ganz langsam setzt sich der HZJ in Bewegung und mahlt sich ins Trockene. Dabei übersehe ich einen großen Stein. Hinten bei Heti knallen alle Schubladen auf und die beiden Dachluken zu. Aber wir sind in Sicherheit!!! Irgendwie sind wir zur Zeit vom Pech verfolgt. Oder war es Glück, dass Heti nicht schlafen konnte und aus dem Fenster schaute?

 
Sultan Qaboos wird wie ein Heiligerverehrt
 

Heute ist der 18.11. und Sultan Qaboos hat Geburtstag. Das wird im ganzen Land zusammen mit dem 40-jährigen Jubiläum seiner Machtübernahme gefeiert. Damals entmachtete der junge Qaboos unblutig seinen Vater, denn dieser wollte das Land zurück ins Mittelalter führen. Damals gab es im ganzen Sultanat eine Teerstraße und für die Bevölkerung weder Krankenhäuser noch Ärzte.

 

40 Jahre später existiert eine vorbildliche Infrastruktur. Der ganze Oman ist von Autobahnen durchzogen. Jeder größere Ort hat eine Schule und ein Krankenhaus.

 

Obwohl das Land eine absolute Monarchie ist, wo Sultan Qaboos alle Macht hat, scheint es für die etwa 2 Millionen Omanis ein Schlaraffenland zu sein. Dank der Petrodollars, die Qaboos in die Entwicklung des Landes und nicht in seine Tasche steckt, gibt es keine Steuern, keine Arbeitslosigkeit und kostenloses Gesundheits- und Schulwesen. In Universitäten ist Unterkunft und Verpflegung umsonst. Zudem bekommt jedes Brautpaar vom Sultan ein Grundstück geschenkt.

Was er in 40 Jahren für sein Volk geschaffen hat, ist in der arabischen Welt, und vielleicht auch weltweit, ohne Beispiel. Trotz seiner Machtfülle wird Qaboos wegen seiner Gerechtigkeit von den Menschen im Oman extrem geliebt.

 
Qaboos, Qaboos, Qaboos...
 

Deshalb strömt heute der ganze Ort zum großen Qaboos Festival. In bunten Umzügen tanzen die Menschen zum Trommelrhythmus und ziehen singend durch die Straßen. Während ich filme, stehe ich plötzlich mitten im Umzug. Hautnah spüre ich die Freude und Ausgelassenheit der Frauen, die mich trillernd umkreisen.

 

Nach dem Festival ziehen wir der Küste entlang immer weiter bis nach Ras al Hadd. Hier wollen wir eine Tierspezies beobachten, die in den letzten 100 Millionen Jahren ihr Aussehen kaum verändert hat, die Meeresschildkröten. Sie legen vor allem an der Küste Omans ihre Eier ab.

Trotz umfangreicher Forschung weiß man nicht genau, wie Generationen von Schildkröten genau den Ort ihrer Geburt zur Eiablage wiederfinden.

 

Wir suchen uns einen Lagerplatz am Strand und warten auf die Nacht. Um 22 Uhr machen wir uns auf die Suche. Es dauert, bis wir endlich auf eine sehr große Schildkröte stoßen. Mit den Vorder- und Hinterflossen gräbt sie einen etwa 1-m-tiefen Trichter. Danach gräbt sie nur noch mit den Hinterflossen etwa 50 cm tiefer. Zum Glück leuchtet der Mond, denn wir müssen auf Distanz bleiben. Bei Geräuschen oder Licht würde sie sofort abbrechen und ins Wasser zurück gehen.

 
Nur eine von 1.000 geschlüpften Schildkröten erlebt die Geschlechtsreife
 

Plötzlich bleibt sie wie erstarrt liegen. Die Eiablage beginnt. Wenn sie mit der Eiablage begonnen hat, bricht sie nicht mehr ab. Also nähern wir uns und können das Eierlegen genau verfolgen.

Es ist unglaublich, von ganz nah sehen wir, wie ein Ei nach dem anderen in den Trichter kullert. Nach etwa 1 Stunde ist alles vorbei. Sorgfältig buddelt sie das Loch wieder zu.

 

Das an Land plumpe Tier ist so erschöpft, dass es immer wieder längere Pausen einlegen muss. Dann kriecht dieses vielleicht 150-kg-schwere Tier mühsam ins Wasser zurück. Übrig bleibt eine Spur, die aussieht, als wäre eine Planierraupe ins Wasser gefahren.

 
Geschafft, nur noch ein paar Meter
 
Am Morgen danach
 
Die Küste ist ab Ras al Hadd am Golf von Oman entlang besonders schön. Steilküsten wechseln mit flachen weißen Sandbuchten ab, dazu aufgewühltes Meer und strahlend blauer Himmel. Dank der leichten Seebrise ist die Hitze erträglich.
 
Ob sie die Maske wohl freiwillig trägt
 
Bei Al Ashkharah verlassen wir die Küste und biegen nach Al Mintrib ab. Eine Oase im Süden des Hajar Gebirges. Die Menschen leben sehr traditionell. Für Heti ist es unvorstellbar, wie die Frauen unter ihren traditionellen Masken die Hitze ertragen.
 
Hier beginnt die Wahiba Wüste. Sie wollen wir auf einer Strecke von 200 km von Nord nach Süd durchqueren. Nur diese Richtung ist möglich, denn die über 150-m-hohen Dünen verlaufen alle parallel und sind nur äußerst schwierig zu überqueren.
 
Lieber gut gefahren, als schlecht gelaufen
 
Bereits den Pisteneinstieg zu finden, ist schwierig, denn viele Spuren führen in die Dünentäler, die von den Nomaden genutzt werden.
 
Und hier geht es nicht mehr weiter
 
Doch dann genießen wir die Fahrt durch den Sand. Nach 40 km wird die Piste immer unbefahrener. Zum Schluss besteht sie nur noch aus einer Spur, die vor einem großen Dünenfeld endet.
 

Ein Nomade schickt uns etwa 30 km zurück. Dort gibt es eine befahrbare Dünenpassage. Doch beim Anblick dieser Düne weiß ich, dass wir hier an unsere Grenze stoßen.

Hoch kommen wir, doch bei der Abfahrt droht unser HZJ an einem besonders steilen Teilstück zu kippen. Hetis Herzschlag setzt aus. Die Düne muss ein Stück abgegraben werden. Wir sind froh, als wir ohne Rolle vorwärts unten sind. Dafür werden wir anschließend mit einer tollen Wüstenfahrt entschädigt.

 
Rauf geht ja, aber runter
 
Das macht Spaß
 

Kleine Dünen rauf und runter, es macht Spaß durch den Sand zu wiegen.

 

Im letzten Teil werden die Dünen noch höher und gewaltiger, aber unser Auto schnurrt zuverlässig rauf und runter.

 

Bei Qihayd reichen die Dünen bis ans Meer. In dem ärmlichen Fischerdörfchen verstecken sich nur ein paar Hütten in den Dünen. Johlende und lachende Kinder erwarten uns, die sich über die seltsamen Fremden amüsieren.

 
In Qihayd werden wir herzlich empfangen
 
Ein trostloser Ort mit glücklichen Kindern
 

Auf geteerter Straße düsen wir zwischen Dünen und Meer über Shana weiter nach Al Duqm. Von dort begeben wir uns in die Kieswüste Jidda al Harasis nach Jaluni zum Schutzgebiet der weißen Oryx-Antilope, vor dem wir übernachten.

 

Ein Vogel weckt uns in aller Früh mit wunderschönem Gesang. So sind wir zeitig bei den Containern mitten in der Einsamkeit. Die weiße Oryx-Antilope galt im Oman als ausgestorben. 10 Tiere ließ Sultan Qaboos aus dem Zoo in Arizona kommen. 20 bis 30 Nachkommen konnten bisher erfolgreich ausgewildert werden. 250 Tiere werden Schritt für Schritt darauf vorbereitet, in natürlicher Wildbahn gibt es große Probleme.

 
10 Monate kann die weiße Oryx ohne Wasser auskommen
 
Zum einen schmeckt ihr Fleisch ausgezeichnet, zum anderen werden für eine Oryx bis zu 40.000 Euro bezahlt, um sie dann privat im Garten zu halten. Dabei schrecken Gefängnis und hohe Geldstrafen nicht ab.
 

Wir fahren  weiter nach Sawguirah. Im Hafen legt gerade ein Boot voller Fische an. Es sind besondere Fische – Haifische mit einer Länge von 50 bis 200 cm. Auf die Frage, was einer kostet, sagt ein Fischer:

 „4 Euro.“

„Das Kilo?“

„Nein, ein Fisch!“

„Welche Größe?“

Er lacht: „Egal!“

Ich will nicht unverschämt sein und suche einen etwa 70-cm-langen Babyhai aus und lasse die restlichen Prachtexemplare am Strand zurück.

 
Hai schmeckt ausgezeichnet
 
Der ist vielleicht doch zu groß
 
Das wird für Heti eine Überraschung sein. Als ich am Auto ankomme, fällt sie aus alles Wolken: „Was um Himmels Willen soll ich mit diesem grässlichen Vieh machen?“
 
Eine Delikatesse ohnegleichen
 
Seit unserer Baikalzeit ist sie jedoch Filetierspezialistin. Trotz Schimpfen schneidet sie für 4 Mahlzeiten herrliche Filets aus dem grätenlosen Hai. Am Abend genießen wir dann leckere Haifischmedaillons.
 
Ab hier ist die Küstenstraße zu Ende. Den direkten Weg nach Salalah versperren die „Dofar Mountains“. Die einzige Route führt durch das Erdölgebiet über Marmul im Landesinneren.
 
Unvorstellbarer Reichtum wartet da unten
 
Auf frisch geteerter Straße passieren wir Erdölleitungen und Pferdekopfpumpen, die unter ständigem Nicken den schwarzen Reichtum ans Licht und in Omans Kasse pumpen.
 

Die Oasenstadt Salalah erwartet uns mit Palmenhainen, breiten menschenleeren Stränden und angenehmem Klima. Ein wunderbarer Platz, an dem wir mit Tochter, Schwiegersohn und vor allem mit unseren Enkeln Toni und Max Weihnachten verbringen werden.

 

Salalahs Markenzeichen ist seit Tausenden von Jahren der „gute Duft“.

 

Bereits die Königin von Saba kam nach Salalah, um sich mit Weihrauch einzudecken. Damals war Weihrauch wertvoller als Gold. Deshalb war die Weihrauchernte in der Antike ein streng gehütetes Geheimnis.

 
Der beste Weihrauch ist groß und schimmert grünlich
 
Noch heute werden um Salalah pro Jahr 7.000 Tonnen Weihrauch geerntet mit einem Wert von 60 Millionen Euro. Auch in Somalia gibt es Weihrauch, aber wirklich guten bekommt man nur in Salalah.
 
Im Norden von Salalah besuchen wir das Wadi Dhawkah, wo alte Weihrauchbäume stehen.
 
Weihrauchbäume, seltene Gewächse
 
Den Schnitt nicht zu tief und nicht zu seicht, nur dann blutet bestes Harz aus der Wunde
 
Mit einem scharfen Messer werden flache Schnitte senkrecht in die Rinde gesetzt, damit der Baum blutet. Das austretende Harz wird zweimal verworfen. Erst das 3. Harz hat „brauchbare“ Qualität und kann auf dem Souq verkauft werden. Die Ernte ist Männersache und der Verkauf obliegt den Frauen.
 
Schau mir in die Augen...
 
...ganz tief
 

Bis auf die Augenschlitze verschleiert, legen sie im Souq immer wieder Weihrauch in die Glut. Der Duft soll Kunden anlocken.

 

Weihrauch duftet nicht nur, er vertreibt auch Moskitos

 

2 Wochen Paradies pur

 
Endlich ist der 14. Dezember da und wir können es kaum erwarten, bis wir unseren Besuch in die Arme nehmen können. Wir verbringen zusammen eine wunderschöne Zeit, vor allem mit unseren beiden Enkeln.
 
Hart trifft uns am 27. Dezember der Abschied. Es bricht uns schier das Herz, als wir die kleinen Knirpse gehen lassen müssen. Der Preis für unseren Traum ist hoch!
 

Abschied

 

Nun steht uns eine 900-km-lange Fahrt durch monotone Kies- und Steinwüste von Salalah in den Norden nach Nizwa bevor. Die trostlose Strecke schaffen wir Dank der gut ausgebauten Straße an einem Tag.

 

In Nizwa besuchen wir den Tiermarkt und fahren weiter zum höchsten Berg Omans, dem Jebel Shams mit 3.009 Metern. Bis auf 2.000 m können wir hinauffahren, wo wir gleich übernachten. Dort erleben wir einen gigantischen Sonnenaufgang.

 

Am Jebel Shams

 
Sie überrascht mich immer wieder, 500 m freier Fall ist garantiert!.
 

Unser nächstes Ziel ist die kleine Bergoase Al Misfah, in der noch 1.000-Jahre-alte Häuser bewohnt sind. Am Hang krallen sich die 2- bis 3-stöckigen Häuser ineinander. Unterhalb liegen die steilen, oft nur 2-m2-großen Gärten, die von einem perfekt organisierten Wasserverteilungssystem, einer Felaj bewässert werden.

 
Al Misfah, klein aber fein
 
Platz ist rar
 

Entgegen den für unseren Geschmack etwas zu protzigen Emiraten verlassen wir den Oman tief beeindruckt. Ein gerechter Herrscher, ehrliche Menschen, hohe Berge, einsame Wüsten und herrliche Strände. Ein perfektes Reiseland!

 

Über Al Ain kommen wir wieder zurück in die Emirate nach Abu Dhabi.

 
Kurzinfo Oman, Stand Dezember 2010:
1 Euro 0,506 Rial    
1 Liter Diesel 0,146 Rial    
4 weiche Semmeln 0,100 Rial    
1 kg Kartoffeln 0,400 Rial    
1 kg Bananen 0,300 Rial    
 

Ein- und Ausreise: Visum an der Grenze erhältlich, kostet 20 Rial und kann nur mit Karte bezahlt werden. Bei der Ausreise werden fürs Auto 2 Rial verlangt. Kein Carnet erforderlich.

 

 

Zurück in die Emirates zu den Ölmultis

 

Dieses Mal reisen wir im Scheichtum Abu Dhabi ein. Hier, in Abu Dhabi Stadt wird für uns eine wichtige Entscheidung fallen:

Werden wir ein Transitvisum für Saudi-Arabien bekommen? Wenn ja, wie lange müssen wir darauf warten? Manche bekommen kein Visum, andere warten bis zu 2 Wochen auf ein 3-Tages-Transitvisum.

Auch haben wir gehört, dass ein Aidstest sowie eine beglaubigte Heiratsurkunde vorgelegt werden müssen. Denn nur ein Paar, das verheiratet ist, darf das Land bereisen.

 

In bester Kleidung mit einem Empfehlungsschreiben der Deutschen Botschaft rücken wir optimistisch an.

 
Wichtiges Saudi-Visum, der Schlüssel nach Afrika
 

Freundlich behandeln sie uns auf der Saudi Arabischen Botschaft, und nach unglaublichen 4 Stunden halten wir ein „komfortables“ 7-Tagevisum in den Händen.

 

Im Gegensatz zu Dubai ist die Wolkenkratzer-Skyline in Abu Dhabi nicht so beeindruckend. Oder gewöhnt sich der Mensch so schnell an Prunk?  Aber es wäre nicht Abu Dhabi, wenn es keine Steigerung gäbe, und die heißt „Emirates Palace Hotel“. Das teuerste Hotel auf dem Erdball: Der Bau dieses „Palastes“ aus Granit, Marmor, Gold und 1.002 Swarovski Kristallkronleuchtern kostete 3 Billionen Dollar. Die bis zu 700 m²-großen Suiten sind für 20.000 Dollar pro Nacht zu haben, inklusive Abholung - egal wo auf der Welt!

 

Wir kleiden uns in unsere besten Stoffe – und tatsächlich, der Boy hält uns die riesige Eingangstüre auf.

 

Danach inspizieren wir den feudalen Granittempel.

 
Nur das Eingangstor zum teuersten Hotel der Welt
 

Es gibt nichts zu meckern: alles picobello sauber, doch für unseren Geschmack etwas zu viel Personal. Auf einen Gast kommt ein Bediensteter. 

 

 

Saudi Arabien – eine verkannte Illusion

 

Mit unserem Saudi-Visum brechen wir ins reichste Land der Welt auf. 25 % des Welterdölvorkommens schlummern unter dessen Wüste.

 
2.000 km Wüstenautobahn
 

Als erstes überraschen uns die schlechten Straßen und der allgegenwärtige Müll. Trotzdem ist es ein außergewöhnliches Erlebnis, auf einer, wenn auch schlechten, Autobahn beinahe 2.000 km durch die Wüste zu brausen.

 

Sehr zu unserem Erstaunen räumen jetzt Saudis im Supermarkt Regale ein und leisten Pflegedienst im Krankenhaus. Vor kurzem noch unvorstellbar. Und warum? Es fehlt am Geld.

 

Die Saudis haben ein negatives Bruttosozialprodukt und müssen weltweit Schulden machen! Wir sind vor den Kopf gestoßen und verstehen die Welt nicht mehr - ein weiteres Vorurteil zerbricht.

 

Frauen haben in Saudi Arabien einen harten Stand in der Öffentlichkeit. Sie dürfen weder ein Auto lenken noch ohne Begleitung das Haus verlassen. Und das gilt auch für Heti. Für sie eine ganz neue Erfahrung. Denn ohne mich läuft  hier gar nichts! Abhängigkeit total!

 

Über Riad erreichen wir die „Heilige Stadt Mekka“ mit der berühmten „Kaba“, die Abraham aus Dank baute, weil er seinen Sohn Ismail hier nicht opfern musste.

 

Obwohl dies eine christliche Geschichte ist, dürfen sich Nicht-Moslems nicht mehr als 30 km der Kaba nähern. Auf einer speziellen „Non-Muslim-Road“ werden wir vorbei geleitet.

 
Hinter den Bergen die Kaba, für uns unerreichbar
 

Das Tor der Pilger, die Hafenstadt Jeddah erreichen wir vormittags und erfahren nach langem Fragen, dass heute Abend tatsächlich eine Fähre nach Suakin in den Sudan ablegt. Jetzt muss alles schnell gehen.

 

Das Verschiffen ist hier einfach, kein Stempel, nichts! Hat man erst mal die Tickets, wird das Auto einem Agenten übergeben. Alle Türen und Schlösser müssen offen sein. Der Agent fährt das Auto dann alleine zum Zoll und ins Schiff, während wir als Passagiere die Ausreise erledigen müssen.

 
Den geb ich ungern aus der Hand
 
Ein schreckliches Gefühl, als ich die Schlüssel übergeben muss. Ist doch jetzt unser ganzes Hab und Gut für Fremde zugänglich. Doch der Gedanke an die nur guten Menschen beruhigt mich.
 
Kurzinfo Saudi-Arabien, Stand Januar 2011
1 Euro 4,88 Rial    
1 Liter Diesel 0,25 bis 0,30 Rial    
 
7-Tage-Transitvisum bei der SA-Botschaft in Abu Dhabi mit MUSS-Einschaltung eines Agenten und Empfehlungsschreiben der Dt. Botschaft (100,-- Dirham) kostet pro Person 130,-- Dirham.
 

Das Schiff legt pünktlich um 22 Uhr ab. Nach ruhiger Überfahrt erreichen wir am nächsten Mittag Suakin im Sudan – zwei Tage, nachdem die Wahllokale wegen des Referendums geschlossen sind. Die Sudanesen entscheiden im Referendum über eine Abspaltung des Süd- vom Nordsudan.

Auf diversen Websites erfahren wir, dass es im Südsudan 20 Tote gab und dass die Lage gespannt ist. Doch unsere bisherige Erfahrung lehrt uns, dass die Medien extrem übertreiben, nach dem Motto „bad news are good news“.

 

Die Sudanesen auf dem Schiff sagen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Es wird keine größeren Probleme geben, egal ob aus dem Sudan ein oder zwei Staaten werden.

 
Wir verlassen uns auf die Leute vor Ort und hoffen, dass alles gut gehen wird. Insha Allah...
 
Die Sudanesen sehen im Referendum kein Problem
 

 
Im Sudan – was wird uns erwarten
 
Der Hafen von Suakin. einst der größte Sklavenumschlagsort Afrikas
 

Die Einreise in den Sudan ist unsere erste, wirklich afrikanische Nagelprobe. Die Zöllner lassen uns Stunden warten. Sie wollen uns Weichkochen. Dann rücken sie mit ihren Forderungen heraus. Für Stempel und diverse Leistungen sollen wir ca. 500 Euro bezahlen. Aber wir wissen, dass die Einreise kostenlos ist. Das bedeutet, noch gelassener sein und hart bleiben. Nach weiteren Stunden reduziert sich der Preis auf 50 Euro. Sie zeigen Schwäche. Jetzt haben sie verloren und werden gar nichts bekommen!! Doch erst als ich drohe, den Schwindel in Suakin mit Namen der Zöllner groß im Internet zu veröffentlichen, lassen sie uns zähneknirschend ziehen.

 

Endlich „ANGEKOMMEN IN AFRIKA“

Hinter der Hafenausfahrt erwarten uns Slums und der typisch afrikanische Busch mit Akazienbäumen vor glutrotem Sonnenuntergang. Beides ist Afrika pur. Wir sind glücklich, nach 6 Jahren wieder in Afrika zu sein.       

 
Wir sehen den Schatten Afrikas...
 
...aber auch das Licht
 

Auf dem Weg nach Khartoum besuchen wir die Pyramiden von Meroe. In der alten Hauptstadt der Kushiten gibt es über 100 Pyramiden und keine Touristen. Wir genießen die  Einsamkeit zwischen den teils vom Sand bedeckten Ruinen, die in warmen Brauntönen in der Morgensonne leuchten.

 
Im Sudan gibt’s mehr Pyramiden als in Ägypten
 
Alle Pyramideneingänge zeigen zum Sonnenaufgang
 

Khartoum überrascht uns. Schon in den Slums am Stadtrand fällt uns verstärkt Militär- und Polizeipräsenz auf. In der Innenstadt stehen an allen Straßenkreuzungen Polizisten, teilweise verborgen hinter Bäumen. Parlament und Regierungsviertel werden von Panzern geschützt. Immer wieder jagen Autos mit Sirenen durch die Straßen.

 

Trotz der wahrscheinlichen Trennung von Süd- und Nordsudan machen die Menschen einen ruhigen Eindruck. Wir hoffen, dass es so bleibt, denn wir werden noch etwa 4 Wochen das Land bereisen.

 
Trinkwasserstelle für Jedermann   in Khartoum
 
Warten auf fruchtbaren Nilschlamm
 

Wenn wir durch die Straßen laufen, treffen wir auf lächelnde Menschen, die uns mit einem „Welcome in Sudan“ die Hände schütteln.

 

Ein- und Ausreise Sudan im nächsten Bericht

 

Nach dem Sudan werden wir für 2 bis 3 Wochen nach Eritrea fahren und danach Äthiopien und Kenia bereisen. In ca. 2 bis 3 Monaten melden wir uns von dort aus wieder.

 

Wir bedanken uns bei allen Freunden, Bekannten und Interessierten, die unsere Reise in Gedanken begleiten.

 

 

Bis bald, hoffentlich gesund

 

Herta und Werner

 
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