„AFRIKA“ - hautnah - Bericht 3


 

 

 

 

 

An der Wiege der Menschheit

 

 

 

 

 

Route: Sudan - Äthiopien - Dschibuti - vom 25.01.2011 bis 25.04.2011

 

 

 

 

 

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Sudan – das geschundene Volk der Nuba

 

Wir können es nicht glauben!

Trotz der Probleme wegen des Referendums - Abspaltung Südsudan ja oder nein - halten wir ein Permit vom Tourismusministerium in Khartum in den Händen. Es erlaubt uns eine Reise nach Südkordofan. In diesem Gebiet soll evtl. später die Grenze zwischen Nord- und Südsudan gezogen werden. Dort in den Nuba-Bergen lebt das Volk der Masakin-Nuba. Sie wurden durch die Filmregisseurin und Fotografin Leni Riefenstahl berühmt. Durch ihre Nazipropaganda-Filme für Hitler erlangte sie einen zweifelhaften Ruf.

1962 bis 1969 hat sie das Leben und die Kultur dieses bis dahin unbekannten Stammes studiert und fotografiert.

 

Dorthin wollen auch wir, um zu sehen, was aus diesem autark und glücklich lebenden Volk und ihrer Naturreligion geworden ist.

 

Über Kosti, El Obeid und Dilling fahren wir auf passabler Straße Richtung Süden nach Kadugli. Wir dürfen auf einem Schulgelände übernachten. Nachts fährt ein Militär-Pickup mit 8 Soldaten vor. Nervös klopfen sie an unsere Tür und fragen, was wir hier wollen? Nachdem sie das Permit lange Zeit studiert haben, ziehen sie wieder ab. Es ist Mitternacht und das Thermometer im Auto zeigt 45 °C - es will einfach nicht abkühlen.

 

Den genauen Weg nach Reikha kann uns auch in Kadugli keiner sagen, nur die Richtung.

Durch dürre Savanne und ausgetrocknete Flüsse kämpfen wir uns auf einer Erdpiste vorwärts. Büsche und Bäume rücken immer näher. Unser HZJ kratzt sich durch die schmale Gasse und wir hoffen, dass es nicht schlimmer wird.

 

Auf dem Weg zu den Nuba

 

Am Abend tauchen dann tatsächlich viele strohgedeckte Rundhütten auf. Reikha ist in Sicht! Noch vor dem Ort schlagen wir unser Nachtlager unter einem riesengroßen Baobab-Baum auf.

Am nächsten Morgen fahren wir in den Ort und suchen den „Mak“. Der Mak ist der Häuptling und ohne ihn geht nichts.

Keiner spricht Englisch, auch nicht der Mak. Aber er erinnert sich an „Leni“ und will uns nach Tadoro bringen, wo Leni Riefenstahl gelebt hat.

 

Äußerlich blieb in Tadoro alles beim Alten

 

In der Nähe wohnt ein Lehrer, der Englisch spricht. Lucca ist Nuba, 25 Jahre alt und kennt nur den Krieg. In einer Strohhütte bringt er den Kindern etwas Englisch bei und bei Dunkelheit unterrichtet er seine gleichaltrigen Freunde.

Mit Lucca und dem Häuptling besuchen wir Tadoro. Dort lebt Tukami, ein ehemals sehr berühmter Ringkämpfer, der viel mit „Leni“, so nennen die Leute sie hier, zusammen war.

 

Tukami als junger Ringkämpfer

 
Doch heute ist Tukami alt und seine Knie schmerzen. Ob Leni noch lebt, will er wissen und ist über ihren Tod traurig. Er zeigt auf einen riesigen Baum. Dort hat sie gelebt. Sie hat die Sprache gelernt und viel fotografiert. Eine Menge haben sie von ihr gelernt und Leni wird immer noch verehrt. Jeder kennt hier ihren Namen.
 

Tukami heute, ein Freund von Leni Riefenstahl

 
Tukami erinnert sich wehmütig an die schöne Zeit damals. Heute ist alles anders. Äußerlich hat sich nicht viel verändert. Die strohgedeckten Lehmhütten stehen noch immer am gleichen Platz. Der große Baum am Ringkampfplatz spendet noch immer Schatten. Sorghum, eine Getreideart wird noch genauso geerntet, getrocknet, mit dem Schlegel gedroschen und mit einem Stein auf einer Steinplatte gemahlen.
 

Das Hauptnahrungsmittel Sorghum wird getrocknet

 

Sorghumverarbeitung ist ausschließlich Frauensache

 

Nur die Menschen sind nicht mehr nackt, dafür schämen sie sich für ihre teilweise zerlumpte Kleidung.

 

Die Nuba verloren ihre Naturreligion, als sie zum Christentum missioniert wurden. Deswegen sind sie in diesem Muslimstaat unglücklich, erzählt Lucca. Aufgrund ihres Glaubens werden sie von der Regierung in Khartum missachtet und schikaniert. Sie bekommen keine Schulen, keine Straßen und keinen Strom.

Wegen ihrer Religion saßen sie immer zwischen den Stühlen. Unbemerkt von der Weltöffentlichkeit wurden sie bombardiert und zu Tausenden getötet. Wer damals nicht geflohen ist, kam um.

 

Zehn Jahre waren die Nuba-Berge entvölkert. Lucca war zu dieser Zeit bei seinem Onkel in Kawlah, wo er im Selbststudium Englisch gelernt hat.

Noch vor 40 Jahren lebte dieser Nuba-Stamm vor der Welt verborgen und glücklich in seinen Traditionen. Heute sind sie durch Einflüsse von außen, egal welcher Art (Glaube, Medien, Politik und Krieg) unzufrieden und traurig.

 

Ohne Kommentar

 

 

Nordsudan – die Nilpest

 
Durch ein Bilderbuchafrika fahren wir zurück nach Khartum, von wo aus wir zur Nordsudanroute aufbrechen. Bei Abu Dom stoßen wir wieder auf den Nil, der sich ab hier durch die Nubische Wüste frisst. Immer am Nil-Westufer entlang erreichen wir Dongola. Dongola ist das Verwaltungszentrum der Nubier - nicht der Nuba, die leben mehr als 1.000 Kilometer südlich.
Über eine große Nilbrücke führt nun die Straße ans Ostufer. Schwarze Lavawüste, rote Sandberge sowie grüne fruchtbare Uferteile des Nils sorgen für Kontraste.
Unser Ziel ist der Soleb-Tempel bei Wawa, der leider auf der Westseite des Nils liegt. Darum mieten wir ein kleines Boot und werden die nächsten fünf Stunden nicht vergessen!
Bereits auf dem Weg zum Nilufer umzingeln uns unzählige winzige Mücken. Auf dem Boot wird es zur Hölle. Schwarze Insektenwolken greifen schwirrend an. Respektlos schlüpfen sie in Ohren, Nase, Mund und stürzen sich auf die Augenflüssigkeit. Wir sind kurz vor dem Durchdrehen!
 

Es ist die Hölle, wehrlos der Nilpest ausgesetzt

 
Doch wegen der Krokodile können wir ihnen auch im Wasser nicht entkommen. Unser Fährmann grinst hinter seiner Gardine, die er zum Schutz gegen die Nilpest über den Kopf gezogen hat.
 

Der Bootsführer hat gut lachen

 
Kurz ist das Besichtigungsprogramm und wir sind froh, als wir wieder im insektenfreien Auto sitzen.
 

Am Soleb-Tempel sind alle glücklich, als wir schnell wieder gehen

 
Hier, etwa 200 Kilometer südlich der ägyptischen Grenze ist der nördlichste Punkt unserer Afrikareise erreicht.

Unser nächstes Ziel ist Karima, das wir über Dongola, vorbei an hellrot leuchtenden Sanddünen, erreichen. Am Jebal Barkal und bei Nuri besichtigen wir viel schöne und weniger schöne nubische Pyramiden.
Doch das Schönste der pharaonischen Hinterlassenschaften im Sudan ist, dass sie uns ganz allein gehören. Ohne Touristenströme und aufdringliche Souvenirverkäufer können wir die naturbelassene Kultur genießen. Das ist weltweit einmalig!

Weiter über Atbara, Meroe und den Tempeln von Musawarat erreichen wir das Highlight der sudanesischen Tempel – den Tempel von Naqa. Der Löwentempel mit dem Kiosk davor ist der schönste, den wir bisher gesehen haben. Beim Tempel fehlt nur noch das Dach und wir könnten Opferzeremonien durchführen. Tun wir aber nicht, sondern fahren weiter.
 

Blick aus dem Löwentempel zum Kiosk

 
Nach fünf Wochen und 7.000 Kilometern im Sudan lockt uns das kleine Land Eritrea. Das Visum ist bereits im Pass. Besonders neugierig sind wir auf die Hauptstadt Asmara. Sie soll die schönste Hauptstadt Afrikas sein.

Sieben Tage stehen wir an der Grenze. Unser Visum ist okay, doch für das Auto brauchen wir eine Sondergenehmigung, und die wird nur in Asmara ausgestellt. Also faxen wir alle notwendigen Papiere dorthin und werden immer auf „morgen“ vertröstet. Nach sieben Tagen kein „Ja“ und kein „Nein“. Also entscheiden wir „Nein“! Wer uns und unser Auto nicht will, ist selber schuld.
 
Kurzinfo Sudan, Stand Februar 2011    
1 Euro 3,790 bis 4,380 Pound (kein ATM)    
1 Liter Diesel 1,450 bis 1,823 Pound    
4 kleine Fladenbrote 1,--- Pound    
1 kg Kartoffeln 3,--- Pound    
1 kg Bananen 2 bis 3,--- Pound    
 
Ein- und Ausreise: Einreise im Hafen von Suakin etwas aufwändig, die Registrierung kostet 100,-- Pound pro Person. Die Zollabfertigung läuft nicht ganz korrekt ab, braucht viel Zeit und starke Nerven. Die Ausreise bei Gallabat war ordnungsgemäß, Gebühr von 27,50 Pound ist fällig.
 

 

Südäthiopien – die faszinierenden Stämme am Omo-Fluss

 
Auf nach Äthiopien zur Wiege der Menschheit!
Die Einreise bei Metema ist unproblematisch und die Landschaft ändert sich schlagartig. Rotes Gebirge mit grünen Bäumen und Sträuchern ist nach dem vielen Sand der letzten Wochen eine willkommene Abwechslung für unsere Augen.
In Gondar übernachten wir bei einem Freund und erreichen nach 3 Tagen die Hauptstadt Addis Abeba. Bevor die kleine Regenzeit beginnt, möchten wir schnellstens in den Süden, ins Omo-Valley. Denn bei Regen ist diese entlegene Region mit ihren vielen brückenlosen Flüssen nicht befahrbar.

Der Unterlauf des 1.000-Kilometer-langen Omo-Flusses ist die Heimat der faszinierendsten und farbigsten, ethnischen Stämme ganz Afrikas.

Als erstes besuchen wir in Konso den bunten Montagsmarkt. Von weit her tragen Frauen und Mädchen zentnerschwere Brennholzbündel auf ihren Rücken. Trotzdem lachen und erzählen sie während ihres Weges.
Die Konso leben vom Feldbau und haben eine beeindruckende Terrassenkultur entwickelt.
 

Bei uns stünde sofort der Kinderschutzbund auf der Matte

 
Weiter geht’s entlang des ausgetrockneten Stefanisees in das Moskitodorf Arbore.
 

Arbore-Mädchen

 

Arbore-Junge

 
Aufgrund der vielen Moskitos schlafen die etwa 4.000 Menschen des Arborestammes in Stelzenhäusern oder auf Bäumen, mindestens fünf Meter über dem Boden.
 

Und das alles wegen der Moskitos

 
Auf knochenharter Piste holpern wir durch ausgetrocknete Flüsse ins Hügelland der Hamer.
 

Singende Hamer-Mädchen

 
Mit 50.000 Menschen sind sie ein großer Stamm. Die Hamerfrauen bestreichen ihre Körper mit einer Paste aus Ocker vermischt mit Butter. Die zu engen Schillerlocken gezwirbelten Haare bekommen ebenfalls die Pastenbehandlung und sind als Pagenfrisur geschnitten.
 

Hamer-Frau mit Halsehering

 

Die Männer formen auf ihren Haaren eine Tonkappe, die sie bunt bemalen und mit Kratzmustern und Federn verzieren. Äußerst praktisch, diese „Tonfrisur“ hält bis zu 6 Monate. Natürlich juckt es darunter. Ein Stück Draht, der zum Kratzen unter die Kappe geschoben wird, bringt Erlösung.

 

Diese Frisur macht jeden Kamm unnütz

 
Der Jahreshöhepunkt bei den Hamerleuten ist die Bull-Jumping-Feier. Dabei lassen sich die Mädchen freiwillig auspeitschen. Je mehr und größer die Narben auf dem Rücken sind, desto tapferer gelten sie.
 

Schwer zu verstehen ist dieser Teil der Kultur

 
Und das vergrößert ihre Heiratschancen extrem.
Nach dem Auspeitschen der Frauen muss ein junger Bursche viermal über die Rücken von 30 bis 40 parallel nebeneinander aufgestellten Bullen rennen. Sollte er dabei fallen, werden ihn die Frauen auspeitschen. Wenn er es schafft, gilt er als erwachsen und ist in der Riege der heiratsfähigen Männer aufgenommen.
 

Er ist nicht gestürzt und wird deshalb nicht ausgepeitscht

 
Vor etwa 4 Jahren besuchten unsere Freunde Waltraud und Dietmar die Hamer. Dabei lernten sie Guilty, eine Hamerfrau kennen. Damit wir sie finden und Grüße ausrichten können, gaben sie uns ein Foto von Guilty mit.
Auf dem Hamermarkt in Dimaka zeigen wir Guilty‘s Foto dem Erstbesten und werden tatsächlich zu ihr geführt.
 

Guilty mit ihren zwei Kindern

 
Zusammen mit ihrer Großfamilie trinken wir flaschenweise leckeren Honigwein und spendieren eine Ziege. Die soll zu Hetis Entsetzen im Wohnraum unseres Autos zu Guiltys Hütte transportiert werden. Wie eine Furie versperrt Heti die Tür! Nur über ihre Leiche! So muss die Ziege auf einem Moped zu Guiltys Hütte fahren.

Guilty lädt Freunde ein und ein ganzer Kanister Honigwein wird gekauft.
Bei Dunkelheit wird die Ziege geschlachtet.
 

Unser Gastgeschenk

 
Sie wird ungewürzt auf Stecken gespießt und am Lagerfeuer gegrillt.
Als Gäste müssen wir als erste essen. Ich erwarte fades und zähes Ziegenfleisch. Doch zartes, wohlschmeckendes und unglaublich saftiges Fleisch überrascht mich.
Bis heute war es das leckerste Ziegenfleisch überhaupt.
 

In Zukunft grillen wir Ziege nur noch so

 
In nur zehn Minuten verputzen Freunde und Familie die komplette Ziege, bis nur noch blitzblank abgenagte Knochen übrig sind. Offensichtlich steht Fleisch hier nur selten auf dem Speiseplan.
Angeregt von Honigwein feiern wir mit Gesang und Tanz noch lange in die Nacht hinein.
 

Beim leckeren Honigwein sind alle Kalebassen in Wartestellung

 

Wir lachen, singen und tanzen bis in die Nacht hinein

 
Am nächsten Tag suchen wir am Omo-Fluss nach den Karos. Dieser Stamm besteht nur noch aus 1.000 Menschen. Sie sind für ihre Körperbemalung und den extravaganten Federschmuck bekannt.
Nur durch Zufall finden wir Fahrzeugspuren, die zum idyllisch an einer Flussschleife gelegenen Karo-Dorf Dus führen.
 

Die Karos wären bei uns eine lustige Faschingsgesellschaft

 

Natürlich, die beiden Ältesten bekommen eine Großaufnahme

 
Auf der Weiterfahrt über Key After nach Jinka werden wir Augenzeuge, wie schnell gierige Aasgeier ein Tier vollkommen abnagen.
Hinter Jinka erreichen wir den Mago Nationalpark, der leider mit Malaria- und Tsetse-Fliegen verseucht ist. Letztere erzeugen die Schlafkrankheit.

Auf dem Weg zu den Mursi müssen wir den NP durchqueren und erreichen das Mursi-Dorf Maki mit den runden Grashütten.
 

Anfangs bin ich schockiert

 
Die etwa 4.000 Mursi leben auf dem Mursi-Plateau, halten Rinder und jagen im NP Büffel, Kudus und Elefanten. Jedoch ihre Hauptnahrungsquellen sind Milch und Rinderblut. Die Frauen tragen den außergewöhnlichsten Schmuck überhaupt. Sie schneiden sich vor der Pubertät die Unterlippe auf und weiten sie langsam mit immer größeren Holzpflöcken. In diesem Unterlippenloch tragen sie dann einen bis zu 15 Zentimeter großen Tonteller.
 

Nun ja, wem es gefällt

 

Nahrungsaufnahme geht nur ohne

 
Schmucknarben und Körperbemalung sind weitere Schönheitsideale.
 

Unerklärlich wie sie solche gleichmäßigen Schmucknarben zustande bringen

 
Es gibt verschiedene Theorien für diesen weltweit einzigartigen Schmuck: Schutz vor Sklavenhändler, die nur hübsche und unversehrte Mädchen suchen oder Abwehr gegen den Teufel, der ihren Körper durch den Mund betreten will.

Nach den anstrengenden Mursi fahren wir zum Übernachten in den Mago-NP zurück. Laut Reiseführer ist im NP aufgrund der Wilderei wenig Wild zu beobachten. Trotzdem brechen wir zu Fuß mit Adega, einem bewaffneten Scout, zu einer gemütlichen „Sonnenuntergang-Safari“ auf.
Plötzlich, wir sind noch keine 200 Meter gelaufen, knackt und brummt es hinter uns. Der Scout stoppt, prüft mit Staub die Windrichtung und zieht uns hinter einen Busch! Vorsicht Elefanten! Ganz nah! Wir können sie riechen. Im Dunkel der Dämmerung wird das Trampeln und Knacken immer lauter. Ein lautes Trompeten, dann entfernen sich die Geräusche langsam.
Doch Adega ist noch immer sehr nervös. Er meint, bei Dunkelheit ist es in Elefantennähe extrem gefährlich. Ihr Geruchssinn sagt ihnen genau, wo wir sind. Wir jedoch können sie nicht sehen!
Äußerst vorsichtig schleichen wir ins Lager zurück und stolpern im Dunkeln über abgerissene Äste und frischen Elefantenkot.

Kaum sind wir beim Auto, nähert sich die Herde wieder. Sofort zündet Adega ein Feuer an und verbrennt einige Plastiktüten. Das Feuer und der Gestank sollen die Elefanten von unserem Lager fern halten.
 

Wir sind froh, wieder im Lager zu sein

 

Am Lagerfeuer richtet sich Adega unter einem Moskitonetz sein Nachtlager ein. Dort schützt er uns auf einer Schaustoffmatte liegend mit geladener Kalaschnikow im Anschlag.
Noch lange hören wir das Fressen und Umherziehen der Dickhäuter.

 

Die afrikanische Nacht mit ihren unheimlichen Geräuschen bricht herein

 

Mit den ersten Sonnenstrahlen folgen wir der unübersehbaren Spur der Elefanten. Wir können sie jedoch nicht einholen. Adega meint, sie sind extrem schnell.
Nach zwei anstrengenden Stunden durch dichten Busch und Unterholz stoßen wir auf warmen Kot und frisch ausgerissene Pflanzenreste. Dann, vielleicht 50 Meter vor uns, brechen graue Elefantenleiber ihre Bahn durch dichtes Buschwerk. Adega prüft erneut die Windrichtung. Sollten sie uns riechen, fürchtet der Scout, wird es gefährlich.
Aufgrund der vielen Wilddiebe sind die Elefanten hier extrem aggressiv und greifen sofort an. In Adegas Familie wurden bereits fünf Menschen von Elefanten getötet. Ein Elefant packt den Menschen mit dem Rüssel, schlägt ihn wiederholt an einen Baum oder auf den Boden, bis er tot ist. Wegrennen hilft nichts. Die Tiere sind zu schnell (Originalton Adega: schneller als ein Flugzeug!). Im Falle eines Angriffs gibt’s nur eine Rettung: so schnell wie möglich auf einen großen hohen Baum klettern und hoffen, dass ihn der Elefant nicht um drücken kann.

Der Wind steht gut für uns. Also schleiche ich mich zum Filmen und Fotografieren langsam an die noch etwa 20-Meter-entfernten Tiere an. Dann höre ich direkt vor mir ein tiefes Brummen und sehe im Kamerasucher nur noch riesige Stoßzähne. Nur fünf bis sechs Meter vor mir steht eine Bulle im Dickicht und droht mit aufgeregt wedelnden Ohren.

 

Den hab ich doch glatt übersehen

 

Hoppla, den hab ich übersehen!
Ich erschreck zu Tode, drehe mich um und renne panisch davon. Heti und Adega stehen etwa 10 Meter hinter mir und erschrecken ebenfalls. Alle rennen auf Distanz zum Bullen. Der Wind hat gedreht und deshalb riechen uns die Elefanten. Die Tiere sind nervös und laufen trompetend in unsere Richtung.

 

Auch Adega hat Angst

 

Obwohl der Scout bewaffnet ist, flüchtet er als erster und rennt uns dabei über den Haufen. Schweißgebadet und orientierungslos kämpfen wir uns durch den Busch, stoppen kurz, hören die Angreifer jedoch noch immer hinter uns. Jetzt ändert der Scout die Richtung bis wir aus dem „Wind“
sind.
Fürs Erste haben wir von Elefanten genug und sind froh, dass sich der Abstand vergrößert. Wir erreichen eine Piste, und da bietet sich uns ein unglaubliches Schauspiel: vielleicht 200 Elefanten überqueren die Piste - einer nach dem anderen. Das ist unser Lohn für die Angst.

 

Lohn der Angst

 

Über Konso geht es Richtung Rift Valley zum Chamo See. Hier bei Arba Minch wartet auf uns eine ganz besondere Vorstellung. Im Nechisar Nationalpark sehen wir am Nordufer des Chamo-Sees große Gelbschnabel-Pelikane.

 

Im Nechisar Nationalpark

 

Daneben liegen im Wasser und auf dem Strand zwischen 50 und 100 Krokodile, denen wir uns mit dem Boot bis auf zwei Meter nähern können.

 

Auch dieser Bursche schwitzt, da hilft nur das Maul aufzureißen

 

Aber der absolute Gipfel sind unzählige Nilpferde, die kämpfen, das Maul aufreißen oder nur im Wasser faulenzen.

 

Okay, wir kommen nicht näher

 

Weiter entlang des Afrikanischen Grabenbruchs mit seinen vielen Seen fahren wir zurück zur Metropole Addis Abeba.
 

 

Nordäthiopien – die Danakil, der Höllenschlund der Erde

 

Mit einer Visaverlängerung für Äthiopien, einem Dschibuti-Visum sowie einem 3-Monatsvisum für Kenia brechen wir in den Norden Äthiopiens auf.

Unser erstes Ziel ist die „Danakil Depression“, der tiefste, heißeste und menschenfeindlichste Fleck auf dem afrikanischen Kontinent.
Warum wollen wir zu diesem menschenfeindlichen Ort?
Nur um da gewesen zu sein?
Nein!
Weil man drei Dinge nur hier findet:
Erstens den Vulkan Erta Ale – der einzige ständige Lavasee dieser Erde.
Zweitens Dallol – ein See am tiefsten Punkt Afrikas aus Sulfur und vielen Giften, die hier durch die extrem dünne Erdkruste dringen und in allen erdenklichen Farben leuchten.
Drittens die Afarleute – sie leben in dieser Hölle aus Hitze, Lava, Vulkanen, Sulfur- und Salzseen, sind wild, gefährlich und unbeherrschbar.

Zu diesen drei Extremen treibt uns die Neugier. Doch dorthin zu kommen ist schwierig. Da es im Grenzgebiet zu Eritrea immer wieder Entführungen gibt, müssen Afarsoldaten und -polizisten als Schutz mitgenommen werden.

 

Afarsprichwort: Lieber tot als leben ohne zu töten!

Er geht nicht zum Töten, sondern am frühen Morgen zum Salz abbauen

 

Die launischen Afar lassen Fremde, wenn überhaupt, nur für viel Geld in ihr Territorium. Das bedeutet unkalkulierbare Kosten für uns. Außerdem ist es lebensgefährlich, mit nur einem Auto in den Hotspot dieser Erde zu fahren, denn hier gibt es garantiert keine Hilfe.
Nach längerem Suchen finden wir in Mekele zwei Engländer mit einem Landrover und eine Amerikanerin mit ihrem äthiopischen Mann, die ebenfalls in die Danakil möchten.
Ein Tourorganisator stellt ein zweites Fahrzeug für uns sowie für das Paar ohne Auto zur Verfügung und übernimmt die Organisation. Nur dadurch wird die Tour überschaubar und kalkulierbar.
Wir lassen unser Auto in Mekele und erreichen am ersten Nachmittag den Afar-Checkpoint Berhalie. Hier müssen wir die Pässe abgeben, als würden wir in ein anderes Land reisen. Nachdem die langwierigen und zähen Geldverhandlungen mit den Afar geklärt sind, erhalten wir unsere Pässe zurück. Aus Platzmangel können wir nur einen Polizisten mitnehmen. Obligatorisch sind zwei plus einheimischer Guide. Auch für jene, die zurück bleiben, muss bezahlt werden.

Unser Tagesziel ist das Afar-Dorf Hamedila. Abends hat es noch 45 °C, aber zum Glück kommt starker Wind auf. Hier bekommen wir nur einen ersten Vorgeschmack auf den Feuerwind, der uns später noch den Atem nehmen wird. Unter freiem Himmel jedoch können wir gut schlafen.

Am nächsten Morgen kassieren die Afar vor unserer Abfahrt wieder ab: fürs Parken, fürs Bett, für die Hütte zum Kochen, fehlt nur noch fürs Atmen!

Auf Pisten, die eine 50-Meter-lange Staubfahne hinter den Autos bilden, erreichen wir gegen Abend Kesrawat – einen verlassenen Ort mit ein paar Hütten. Hier ist der Ausgangspunkt zum Vulkan Erta Ale. Abeba, unser weiblicher Guide, organisiert zwei Führer sowie ein Kamel zum Tragen der Rucksäcke und Schlafmatten. Denn wir werden neben dem Vulkankrater übernachten.
Bei Einbruch der Dunkelheit brechen wir zu einem 15-km-langen Marsch über Lavafelder auf. Nach 3 Stunden sehen wir in der Ferne den Himmel dunkelorange leuchten. Dann stehen wir am Rand des Feuerschlunds, der tiefrot glüht, brodelt und spritzt.

 

Ganz wohl ist Heti bei diesem Gebrodle nicht

 

Kein Feuerwerk, sondern spritzende Lava

 

Die Oberfläche des Kratersees bricht ständig auf, als würde sie jeden Augenblick explodieren. Dabei werden giftige Gase frei, die Filmen und Fotografieren fast unmöglich machen.

 

Was ein Filmer so alles auf sich nimmt

 

Immer wieder muss ich mich zurückziehen, denn das giftige Luftgemisch brennt im Rachen. Am Kraterrand brechen wir wiederholt in dünne, jüngst erstarrte Lavaröhren ein. Laut Führer ist der Lavasee vor 6 Monaten hier über den Rand geschwappt.

Wir übernachten neben dem heißen Kraterrand und machen uns am nächsten Morgen zeitig auf den Rückweg, bevor die Gluthitze in der Depression unerträglich wird.

 

Hoffentlich schwappt die Lava nicht ausgerechnet jetzt über

 

Mit den beiden Autos erreichen wir am Abend wieder Hamedila. Durch das Dorf ziehen endlose Kamelkarawanen mit Salztafeln beladen. Sie kommen vom etwa 20-km-entfernten Salzsee Afera.

 

Schwer beladen kommen sie vom Salzsee zurück

 

Das Salz der Danakil ist der Schatz der Afar. Bereits seit dem Mittelalter beanspruchen und verteidigen sie das Recht, hier als Einzige Salz abzubauen.

Ich höre, wie im Dorf überall die Äxte geschliffen werden.

 

Trotz des harten Arbeitstages muss die Axt für morgen noch geschliffen werden

 

Morgen müssen sie scharf sein, um die Salzplatten aus dem See zu schlagen.

Sobald es dunkel wird, legen wir uns auf die Holzgestelle im Freien zum schlafen. Morgen früh heißt es wieder zeitig aufstehen.
Bereits um 4 Uhr wecken mich Schritte neben meinem Schlafgestell. Eine Männerkolonne bis zum Horizont ist mit ihren Äxten auf dem Weg zum Afera Salzsee, der über 100 m unter dem Meeresspiegel liegt. Ich stehe ebenfalls auf und geh ein Stück mit ihnen. Unentwegt schnattern sie miteinander, keine Spur von Müdigkeit. Sie haben kein Wasser und kein Essen dabei.
Als ich wieder im Dorf zurück bin, sehe ich die unbeladenen Kamele, die mit ihren Führern aufbrechen, das Salz abzuholen.

 

In aller Herrgottsfrüh zieht die Karawane zum Lake Afera

 

Im Camp sind wieder aufgeregte Verhandlungen mit den Afar im Gange. Es geht um die Anzahl der notwendigen Schutzsoldaten. Denn der Dallol liegt im gefährlichen Grenzgebiet zu Eritrea und wir kommen um vier bewaffnete Militärs nicht herum. Kurzerhand klettern sie aufs Autodach und wir fahren Richtung Dallol los, der am Rande eines Salzsees liegt. Vor einer Anhöhe stoppen wir. Die Soldaten springen vom Dach, sichern die Gegend und zwei brechen mit uns auf.
Das Thermometer am Auto zeigt 57 °C und das GPS -117 m.
Ich weiß nicht, ob die heißen Steine diese unerträgliche Hitze abstrahlen oder ob die wabernde salz- und phosphorgeschwängerte Luft die Steine derart erhitzt. Die Hitze nimmt den Atem und der Schweiß rinnt den Körper hinab und sammelt sich in den Schuhen. Wir laufen einen Hang hoch, ein noch nie gesehener Anblick bietet sich uns. Ein Anblick wie von einer anderer Welt. Ich kann ihn nicht beschreiben nur die Bilder zeigen.

 

Doch, das ist sicher auf unserem Planeten

 

Nie ganz gewiss, ob die Oberfläche unser Gewicht aushält

 

Nicht zum Baden zu empfehlen

 

Sieht nicht nur giftig aus, es riecht auch so

 

Nach 2 Stunden fasziniertem Staunen drängen die Soldaten zum Aufbruch. Es brodelt, zischt und gurgelt immer lauter aus dem Erdinneren. Nachmittags wird der See aktiver und speit vermehrt giftige Dämpfe aus.

Also fahren wir weiter und besuchen die Afar auf dem Lake Afera. Hier brechen hunderte von Menschen wie im Mittelalter mit Holzstangen Salz aus dem See, zerhacken es in gleich große Platten, reinigen diese und packen die schwere Last auf die Kamelrücken.

 

Das sind die härtesten Arbeitsbedingungen überhaupt

 

Die Kamele tragen auf alten Karawanenwegen die begehrte Last bis ins entfernte Tigray. Je weiter sie die Salzplatten transportieren, umso teurer werden sie.
Ich habe vor diesen Leuten und ihrer unmenschlichen Arbeit höchsten Respekt: 20 Kilometer laufen, dann die harte Arbeit und danach in der Gluthitze die ganze Strecke wieder zurück, und das oft mit einem Gesang auf den Lippen.

Nach vier unglaublichen Tagen sind wir ausgemergelt wieder in Mekele zurück und die gesehenen Bilder gehen nicht aus meinem Kopf.

Unser Weg führt über Axum in die Simien Mountains, wo ein Bergpanorama das nächste jagt. Wir genießen diese phantastische Bergwelt mit Hundert-Meter-hohen, steilen Bergwänden und die unglaubliche Weitsicht. Wir beobachten Steinböcke und die langhaarige buschige Pavianart, die Dscheladas.

 

Gestatten, ich bin ein Dschelada und gehöre zur Pavianfamilie

 

Zum Schluss besteigen wir noch den zweithöchsten Berg Äthiopiens, den Bwahit mit 4.430 Meter Höhe.

 

Auf dem Bwahit, mit 4.430 m der zweithöchste Berg Äthiopiens

 

Unser letztes Ziel in Äthiopien sind die in Felsen gehauenen Kirchen von Lalibela.

 

Die berühmte Bete Gyorgis Kirche in Kreuzform, ohne Säulen als Stützen

 

Für die meisten Reisenden ist das der Höhepunkt einer Äthiopienreise. Doch nicht für uns. Zu viel Außergewöhnliches haben wir in dem Land, in dem der Kalender 13 Monate und 1.000 Gesichter hat, erlebt.

Zum Abschluss besuche ich in der größten Felsenkirche einen koptischen Gottesdienst. Er beginnt um 4 Uhr morgens und dauert bis um 9 Uhr. Fünf Stunden nur stehen – ein anstrengender Glaube. Doch nicht für die Äthiopier. Noch nie haben wir ein so gläubiges Volk erlebt.

Jetzt waren wir sieben Wochen in diesem äußerst anstrengenden Land unterwegs. Das betrifft die Natur, das Klima und vor allem die ständig präsenten, extrem neugierigen Menschen. Dabei haben wir 6.700 Kilometer auf meist schlechter bis sehr schlechter Holperpiste zurückgelegt.

 

 

 

Kurzinfo Äthiopien, Stand April 2011

1 Euro

22,63 bis 23,69 Birr

 

 

1 Liter Diesel

13,94 bis 17,45 Birr

 

 

1 Brot

1,-- Birr

 

 

1 kg Kartoffeln

6,-- Birr

 

 

1 kg Bananen

5,-- bis 7,-- Birr

 

 

 

 

Ein- und Ausreise: Einreise bei Metema (Schreiben der Dt. Botschaft notwendig) innerhalb einer halben Stunde, Ausreise bei Galifi auch korrekt und problemlos.
 

 


 

Dschibuti – das Land vom Mond

 

Wir brauchen dringend eine Pause für Körper, Geist und Seele. Deshalb fahren wir nach Dschibuti an den Golf von Aden. Kühler wird es dort nicht werden, denn das gesamte Land liegt in der Danakilsenke, könnte aber genauso gut auf dem Mond liegen. Es hat nur etwa 460.000 Einwohnern und ist nicht größer als Bayern.
Bekannt ist es durch seine Militärbasen am krisengeschüttelten Horn von Afrika.
Weniger bekannt ist der Lac Abbé. Durch Lavalandschaft nähern wir uns einem blau strahlenden See ohne jegliches Leben. Es ist ein Vulkansee. Davor liegt eine flirrende Ebene, geschmückt mit Hunderten von Kalksteinkaminen, die Dampfschwaden ausstoßen. Bis zu 50 Meter sind die Kamine hoch, doch ihre Wurzeln reichen tief ins Erdinnere.

 

Als wären wir auf einem fremden Stern

 

Hier wurde der Film „Planet der Affen“ gedreht. Auch wir glauben, auf einem fernen Planeten im Weltall zu stehen. Die sengende Hitze verstärkt noch diesen Eindruck.
Leider klemmt unsere Allradzuschaltung. Das Gelände ist zu steil und ohne Vierradantrieb nicht befahrbar, deshalb müssen wir die letzten Kilometer laufen. Mit Verpflegung und mit 4,5 l Wasser im Rucksack machen wir uns auf den Weg. Er führt an rauchenden Kalksteinlöchern vorbei und durch gelb-braunen Zementstaub, in dem wir viele Muscheln entdecken. Sie sind Überbleibsel des Roten Meeres, das hier den Boden vor erdgeschichtlich kurzer Zeit noch bedeckt hat. Wir stehen im Afrikanischen Grabenbruch, der in Mosambik beginnt, hier ins Rote Meer übergeht und an der Halbinsel Sinai endet.

Es ist 12 Uhr vorbei, die Hitze wird unerträglich. Heti wird immer langsamer und klagt über Kopfschmerzen und Schwäche.

 

Heti geht’s an die Substanz

 

Obwohl sie reichlich trinkt, wird ihr Zustand immer schlimmer. Wir müssen uns auf den Rückweg machen, denn unser Wasser wird knapp. Heti ist speiübel und die Kopfschmerzen zerreißen ihr schier den Schädel. Sie kann kaum noch gehen, trinkt nichts mehr, sogar Traubenzucker verweigert sie vehement. Zu all dem Übel sind wir mitten in einer weiten Ebene und der nächste Schatten ist sehr weit.
Der Planet glüht unbarmherzig vom Himmel, als wollte er uns verbrennen. Heute hasse ich ihn. Ich mach mir Sorgen, dass Heti einen Hitzschlag hat. Sie kann nur noch gehen, wenn ich sie stütze. Mit letzter Kraft erreichen wir einen Kalksteinkamin, der in der senkrecht stehenden Sonne nur einen winzigen Schatten wirft. Nur unter Drohungen trinkt Heti und würgt den Traubenzucker mit Ekel hinunter.

 

Wir müssen weiter, bei 60 °C hilft auch kein Schatten

 

Sie dehydriert und braucht dringend Abkühlung. Etwa eine Liter Wasser halte ich zurück, den Rest schütte ich ihr langsam über Kopf und Oberkörper. Vielleicht 15 Minuten kauern wir im Halbschatten. Doch wir müssen unbedingt weiter. Denn im Sitzen verlieren wir fast genauso viel Körperflüssigkeit wie beim Gehen. Und zum Auto sind es noch etwa fünf Kilometer. Dann sehe ich am Rand der Ebene auf einem Bergkamm in der stechenden Mittagshitze etwas Rundes flimmern. Sieht aus wie ein Afar-Zelt. Oder ist es nur ein Fata Morgana?
Wir schleppen uns dorthin. Hier lebt tatsächlich eine Afarfrau mit drei kleinen Kindern und 2 Ziegen. Von was sie leben ist mir unerklärlich. Die Frau legt sofort eine Strohmatte in das Zelt und öffnet ein Seitenteil, damit der Wind durchblasen kann.

 

Geschafft, eine Afarhütte ist für Heti die Rettung

 

Heti will und kann weder trinken noch essen. Wieder lasse ich Wasser über Kopf und Oberkörper rieseln. Eine halbe Stunde ruht sie sich im Schatten aus. Die Afarfrau kocht Mais, doch Heti rührt nichts an.

Unvorstellbar, warum Menschen in dieser Todeszone leben?

 

Heti bedankt sich für das Lager und den Schatten, doch wir müssen weiter

 

Durch die Abkühlung und Ruhe erholt sich Heti etwas und wir ziehen weiter. Nachmittags um 15 Uhr erreichen wir endlich das ersehnte Auto. Wir sind gerettet. Das Thermometer zeigt hier 60 °C an. Wir stürzen uns auf Wasser.

Die Danakil Depression und ihre Menschen haben sich im wahrsten Sinn des Wortes tief in unser Hirn gebrannt.

 

Genauso kommen wir uns nach diesem Erlebnis vor: Zwei dumme aneinander gekettete Kamele!

 

 

Kurzinfo Dschibuti, Stand April 2011

1 Euro

250,-- Dschibuti Franc

 

 

1 Liter Diesel

192,-- DFr

 

 

1 Baguette

25,-- DFr

 

 

1 kg Bananen

150,-- DFr

 

 

1 kg Kartoffeln

150,-- DFR

 

 

 

Ein- und Ausreise: Einreise über Galifi innerhalb von 20 Minuten, Ausreise bei Ali-Sabien

 

 

Von Dschibuti fahren wir wieder zurück nach Äthiopien. Von dort werden wir einen Abstecher nach Somaliland machen und weiter über Kenia, Uganda, Ruanda, Burundi nach Tansania reisen.

Bis zum nächsten Bericht – wahrscheinlich aus Tansania.



Werner und Herta

 

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